Betty Pallas – Arbeiterin, Betriebsrätin und Landtagsabgeordnete
„Wenn man gesehen hat, wie die Eltern sich geplagt haben, dann entwickelt man so etwas wie die Einsicht in die Notwendigkeit, dass sich etwas ändern muss“, ist die Meinung von Betty. Sie wird 1910 in Solingen geboren.
Einen Beruf kann sie nicht erlernen, denn im Elternhaus wird jeder Groschen gebraucht. Deshalb arbeitet sie mit 14 Jahren schon in einer Kartonagenfabrik und mit 16 als Lackiererin in einer Schirmfabrik unter Bedingungen, die ihre Gesundheit schädigen. Lohnkürzungen im Betrieb beantworten die Frauen mit Arbeitsniederlegung. Sie haben Erfolg. Aber Betty kommt auf die ‚schwarze Liste’ und wird 1931 entlassen.
Als Hitler die Macht übertragen wird, beginnt auch in Solingen die Hexenjagd auf Arbeiter, Gewerkschaften und Parteien. Betty beteiligt sich an der Verteilung von Flugblättern gegen das Naziregime, an Geldsammlungen für die Familien der bereits Verhafteten.
Am 14. April 1934 wird Betty verhaftet. Sie sitzt neun Monate in Untersuchungshaft. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat steht sie dann mit weiteren 45 Solinger Frauen und Männern vor dem Sondergericht in Düsseldorf. Das Urteil lautet: eineinhalb Jahre Gefängnis. Die Haft und die schwere Arbeit ruinieren sie gesundheitlich. Immer wieder plagen sie starke Schmerzen am ganzen Körper, selbst noch während der Schwangerschaft 1942. Die Gestapo zerrt sie 1937 wieder für zwei Monate ins Gefängnis.
Im Juli 1944 wird Betty erneut verhaftet. Man wirft ihr Verbindung zu den Attentätern des 20. Juli vor. Ihr Mann stirbt im selben Jahr an den Folgen eines schweren Leidens, das er sich im Rüstungsbetrieb Rautenbach zugezogen hat.
Nach der Befreiung vom Faschismus wird Betty, jetzt in der Antifa tätig, von der englischen Besatzungsmacht als Mitglied der KPD in das Stadtparlament Solingen und in den Landtag von NRW berufen. Sie arbeitet mit an der Landesverfassung. Eine wichtige Forderung ist die Enteignung der Schwerindustrie, die zwar in die Landesverfassung aufgenommen, aber nicht verwirklicht wird. Betty setzt sich vor allem dafür ein, dass monatlich ein bezahlter Hausfrauentag für berufstätige Frauen gesetzlich verankert wird. Den setzt sie als Betriebsrätin auch in der Schlüsselfabrik, in der sie arbeitet, durch.
Während der Zeit des Kalten Krieges, in Solingen werden wieder die ersten Seitengewehre produziert, richtet sich die KPD gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. In diesem Zusammenhang hat Betty mit 9 Ermittlungsverfahren zu kämpfen. Verurteilt wird sie nicht.
Zusammen mit Sozialdemokratinnen und christlichen Frauen wird sie in der Friedensbewegung aktiv und beim Ostermarsch gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik. Als 1968 die DKP neu konstituiert wird, ist Betty dabei. Ihre menschliche Wärme, ihre Aufgeschlossenheit und Einsatzfreude ist allen, die sie kannten, in lebhafter Erinnerung. Betty Pallas – eine starke Frau!