Von Autos, zu leckenden Wunden, einem Ruheständler, Schließungen …
Die Krise der Autoindustrie hat das Bergische Land voll erreicht. Jetzt hat die Präzisionsschmiede Winning in Remscheid, die zu einer tschechischen Gruppe gehört, Insolvenz angemeldet. 70 Millionen Getriebe- und Achsenkomponenten werden jährlich in den 3 Standorten, außer Remscheid noch in Duisburg und Penzberg produziert. Wurden. Jetzt ist die Zukunft unsicher. Die IGM glaubt an eine Zukunft des Unternehmens. „…wenn alle Beteiligten Verantwortung übernehmen“. Unsere Anmerkung: Lohnverzicht, Verzicht auf Sozialleistungen etc. Die Firma Schleuninger in Radevormwald leidet ebenfalls. Hier werden Kabel produziert. Verkleinern – „schrumpfen“ heißt die Lösung. Umzug nach Haan in ein kleineres Anwesen.
SPD leckt Wunden. Der Landesbeirat hat ein Papier beschlossen mit dem Titel „Wir haben verstanden“. Daran darf gezweifelt werden. Sie stellen selbst fest „Der Abwärtstrend hält seit Jahren an“. Auch die Solinger SPD kennt das: Zuletzt Stimmen verloren bei der Ratswahl, kein OB mehr. Nach Kurzbach folgte CDU. „Wir verlieren, weil die Menschen uns offensichtlich nicht mehr glauben“. Und weiter heißt es in dem Papier als Auftrag, die SPD in NRW solle in erster Linie wieder als Arbeiterpartei sichtbar werden. Wenn damit gemeint ist, konsequent die Interessen der Arbeiterklasse zu vertreten – da sind sie leider sehr weit davon entfernt. Den kritischen Betrachter konnte das herzige Auftreten des „Arbeitermädchen“ Bärbel Bas im Ruhrgebiet zum Bundestagswahlkampf nicht täuschen. Nochmal: SPD in der Regierung zeigt, bis jetzt haben sie nichts verstanden.
Er geht von Bord. Genauer: Caritasdirektor Dr. Cristoph Humburg geht in den Ruhestand. Sein Verantwortungsbereicht war der fusionierte Verband Solingen und Wuppertal der Caritas. Einer der größten in Deutschland mit ca. 1300 Beschäftigten, wie er dem Tageblatt erklärt während eines umfassenden Gesprächs, das diese Zeitung (am 13.Oktober) mit ihm anläßlich seines Ruhestandes führte. Groß ist die Zahl der Bereiche, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Verbandes tätig sind. Er weiß wie nützlich und wichtig diese Arbeit für die Menschen ist. Genau so kämpft er um ihre stetige Weiterentwicklung, aber auch gegen Kürzungen und Streichungen, die im Sozialwesen enorm zugenommen haben. Das fordert seinen Protest heraus. „In unserer Gesellschaft läuft etwas grundsätzlich schief“ – so oder ähnlich war nicht selten von ihm zu hören. Falschen Narrativen widersprach er entschieden, wenn zum Beispiel das Thema Sozialbetrug immer und immer in den Vordergrund gestellt wird. Aus dem Tageblatt zitiert: „…Aber das ist im Verhältnis zu den Geldern, die woanders verschwinden, ein äußerst verschwindender Teil“. Das Thema Armut liegt am Herzen: „…Das größte Armutsproblem ist die Bildungsarmut, weil sie wirtschaftliche Armut nach sich zieht. Immer mehr Kinder sind abgehängt. Armut erkennen Sie oft an den Zähnen, weil die Menschen oft nicht das Geld für Zahnersatz haben. Wir stellen fest, dass die Finanzierungen schlechter werden. Dadurch kämpfen wir immer stärker und intensiver um den Erhalt von Einrichtungen. Durch diese Form des Politikversagens werden viele Menschen in die Arme von Rechten, also der AfD getrieben. Zu sagen, Wirtschaft first, halte ich für brandgefährlich“. Ählich scharf äußert er sich zum Beispiel zur Lage der Wohnungpolitik. Er berichtet von einer Umfrage in der Fußgängerzone in Ohligs: dort hätten Befragte angegeben, 30 – 50 % ihres Einkommens für Wohnen aufbringen zu müssen.
Er wird die Stadt verlassen. Schade können wir nur sagen. Politisches will der weitermachen. Zum Beispiel in der DFG/VK oder bei Amnesty. Wir wünschen ihm einen erfüllten, also kreativen Ruhestand. Ihm, diesem Menschen des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit.
„Der letzte Akkord“. Solingen ist eine Stadt der Chormusik; vieleicht die Stadt der Chormusik. Jetzt kann einer der namhaften Chöre nicht mehr weitermachen. Nach 113 Jahren verabschieden sich die „Wupperhofer“ mit einem letzten Konzert. Es konnten keine Nachwuchssängerinnen und Sänger gefunden werden. Das ist ein Verlust für das Kulturleben in der Stadt.
Auch das kirchliche Leben muss beträchtliche Einbußen hinnehmen: So schließen die Friedenskirche in der Uhlandstraße und auch die Lutherkirche in Höhscheid ihre Pforten für die Gläubigen. Bei ihrem Besuch in unserer Fraktion hat Frau Dr. Ilka Werner uns die ganze Problematik geschildert, vor dem die Kirchen stehen. Wir als mehr weltlich orientiert machen uns vor allem Sorgen um die sozialen Einrichtungen in der Stadt. Da wird Hervorragendes geleistet. Unvergessen bleibt auch, dass die Lutherkirche vor gar nicht so langer Zeit einer ganzen Anzahl von Geflüchteten Kirchenasyl gewährt hat. Ein mutige Aktion damals.
Es brodelt. Manches geht in den Abgrund. Das Traditionsmöbelgeschäft „Möbel Haan“ in Ohligs schießt ebenfalls seine Pforten. Gegründet 1869. Das Wäschehaus Bölte am Alten Markt schließt ebenfalls. Jedenfalls können die Eigentümer nicht weitermachen. Vielleicht ist da noch was möglich. Ende haben das Küchenatelier Ruhnau in Höhscheid und Der andere Laden, ebenfalls in Höhscheid.

















