Infos zu Terminen und Treffen

Wir möchten einladen zum Gedenken an die Solinger Sinti, die vor 74 Jahren deportiert und meist ermordet wurden. Aus diesem Anlass wird es wieder ein Mahngang zum Mahnmal an der Korkenziehertrasse geben. Zeit- und Treffpunkt: Freitag, den 3. März 17.30 Uhr am Alten Markt. Der vorläufige Aufruf liegt bei. Auch die DKP ruft zur Teilnahme auf.
Das schon traditionelle Konzert wird es dann am Tag drauf geben(Samstag, 4. März 18 Uhr), und zwar im Walder Stadtsaal. Es spielen „The Rosenbers“ aus den Niederlanden und „Gismograf“ aus Stuttgart. Wer diese Künstler in den Vorjahren schon gehört hat, weiß, dass es sich um Weltklasse-Musiker handelt. Sollte man sich nicht entgehen lassen. Organisatoren sind der Solinger Appell, das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage sowie Bunt statt Braun.

Und noch diese Termine:

Montag, den 13. März: Frauentagsveranstaltung der VVN-BdA „Das Frauenbild der AfD“. Ini-Café.
Zum Internationalen Frauentag wird es wieder eine Demonstration des Türkischen Volksvereins geben.
Samstag, 15. April: Ostermarsch in Düsseldorf
Sonntag, 23. April Wenzelnberg-Gedenkveranstaltung
22./23. April: AfD-Parteitag in Köln

Und schon jetzt: Wir unterstützen die SDAJ mit ihrem Pfingst-Festival (2.-5 Juni) im Jugendpark Köln. Demnächst wird ein Soli-Button verkauft werden.

Neujahrstreffen der DKP mit Freunden wieder gut besucht

Bernd Möller stellt das Lied
der Moorsoldaten vor.

Am Samstag, den 21. Januar trafen sich Mitglieder der DKP und Freunde, darunter eine Gruppe von Genosseninnen und Genossen der Partei Die Linke Solingen und der SDAJ Solingen, zum schon traditionellen Neujahrstreffen im Naturfreundehaus. Der Kreisvorsitzende gab eine Aussicht auf das Jahr 2017. Er setzte sich mit der besorgniserregenden Rechtswende in unserem Land auseinander, der immer stärkeren Tendenz zum Abbau der sozialen und demokratischen Rechte in Deutschland, Europa und weltweit. Die Wahl des jetzigen US-Präsidenten könne wie ein Brandbeschleuniger wirken; rassistischen und Rechte und Ultrarechts Kräfte sähen sich im Aufwind. Ein Mulimilliardär als Präsident, der sich umgibt mit einem Kabinett von ebenfalls Milliardären – wenn das nicht ein unübersehbares Signal an die Welt und eine Drohung an die weltweite Arbeiterklasse und die demokratischen und Friedenskräfte darstellt! „Unübersehbar ist: Die Hochfinanz und das Monopolkaptital bestimmen, wie wir das ja auch in Deutschland kennen. Diese Kräfte stellen sich ihr Personal entsprechend zusammen. Zum Imperialismus gehöre, so der Sprecher, Aggressivität nach innen und außen. Nach außen, das heißt verstärkte Blockkonfrontation, mehr Kriege, mehr Rüstung, also noch mehr Milliarden für Soldaten und Waffen. Der Gedanke, dass in diesem Konzert der US-Präsident eine entscheidende Geige spielt, ein Größenwahnsinner offensichtlich, der die Hand am atomaren Knopf hat, „dieser Gedanke lässt uns kaum ruhig schlafen“.

Für die linken Kräfte gäbe es für auch für 2017 viele Aufgaben, große Herausforderungen. Es wäre zu wünschen, dass sich der Widerstand gegen Sozialabbau verstärkt, dass noch mehr Menschen gegen Rassismus und Rechts aktiv werden, dass dieses Jahr die Ostermärsche und Osteraktionen sich vergrößern.

„Vor allem steht die Zeit auf engere Zusammenarbeit der Linkskräfte, für uns in Solingen hießt das Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Partei die Linke in Solingen und anderen Kräften, die im antifaschisten und antirassistischen Spektrum tätig sind“, so der Sprecher weiter. Ebenfalls führte er aus, dass die Kandidatur der DKP mit einer Landesliste zur Landtagswahl und einer solchen zur Bundestagwahl nach Meinung der meisten, „wohl aller“ Mitglieder der DKP Solingen nicht die richtige Antwort auf die bedrohliche Rechtswende in unserem Land darstelle. Antirassistische und konsequent antifaschistischen Kräfte müssen gemeinsam tätig werden, „auf der Straße und in den Parlamenten“.

Dann führte der Redner aus“ Wir selbst erinnern diese Jahr an den 100. Jahrestag der Oktoberrevolution. Selbst wenn das mit dieser Revolution Geschaffene 1989/90 zerstört wurde, so konnte doch dem Kapitialmus, zur damaligen Zeit von „Gottes Gnaden“, Grenzen gesetzt werden, der Welt gezeigt, dass es auch anders geht. Frieden, endlich ein Ende des mörderischen imperialisistischen Ersten Weltkrieges, gemeinsamer Besitz von Grund und Boden, Enteignung der Großgrundbesitzer, planmäßige Entwicklung der Wirtschaft zum Wohl der Menschen, das waren damals große Errungenschaften, die auch für heute noch Grundlagen von Denken und Handeln von Sozialisten und Kommunisten darstellen.

Wir erinnern auch daran, dass nach der Okoberrevolution weltweit Befreiungsbewegungen entstanden. So konnte dem Kolonialsystem ein gewaltigen Schlag versetzt werden. Viele sozialistische und Kommunistische Parteien konnten mit Hilfe der Sowjetunion und der Kommunistischen Internationale entstehen.

Unvergessen ist der Beitrag, den die Sowjetunion zur Zerschlagung des Hitlerfaschismus geleistet hat. Wir verdanken ihr unsere Befreiung. Auch daran werden wir in dieses Jahr denken“.

Nach ernsten Worten folgten einige heitere Stunden mit essen, trinken, reden und Musik hören. Auch dieses Jahr führte wieder der Solinger Sänger und Liedermacher Bernd Möller durch den Abend.

Rundum gelungen.

Zum neuen Jahr!

Wir wünschen allen Genossinnen und Genossen, den Leserinnen und Leser der UZ, unseren Freunden ein gesundes Jahr 2017. Wie wir ja schon wussten, wird es ein Jahr, in dem kritisches und Widerständiges Herangehen nötig sein wird.

Widerständigkeit vor allem gegen Rechts, gegen Rassisten und Reaktionäre aller Schattierung, gegen immer mehr Militär, gegen soziale Demontage. Um es nicht nur so rum zu sagen: Für ein solidarisches Nebeneinader, für uneingeschränkte Verbundenheit mit all denen, die als Kriegsvertriebene oder aus ihrer Not geflohen zu uns kommen, für mehr Sozialstaat, mehr Gerechtigkeit, für mehr demokratische Rechte.

Wir bemühen uns, den Linkskräften mehr Einfluss zu verschaffen; wir möchten, dass mehr Menschen erkennen, dass dieser Kapitalismus für den Erdball und seine Menschen tödlich ist. Kapitalismus tötet!

Daher braucht die Welt mehr Rot, braucht den Sozialismus!

2017 – 100 Jahre Oktober-Revolution!

70 Jahre Kommunist – und immer mit offenem Visier: Rolf Pflanz, Jahrgang 1925


Mit Rolf Pflanz durch die Solinger Innenstadt zu gehen, ist eine wahre Freude. „Du kennst ja fast jeden“, so sage ich unweigerlich, immer wieder von neuem erstaunt darüber, wie viele er grüßt, ihn grüßen, ein paar Worte wechseln. Es sind Bekannte aus Betrieben, in denen Rolf gearbeitet hat, ehemalige Gewerkschaftler, Freunde und Nachbarn. Besonders die Nachbarschaft pflegte und pflegt Rolf schon die ganzen 44 Jahre, die er nun schon in der Thüringer Straße 26 in Meigen wohnt. Kein Wunder , dass bei seinem 90sten Geburtstag die stattliche Anzahl von 45 Menschen, vor allem Nachbarn oder ehemalige Nachbarn zur Gratulation gekommen waren. Und alle wissen, dass Rolf nicht nur ebenso einer ist, nein, er ist Kommunist. Und sagt das auch immer und es gelingt ihm wunderbar, in Gesprächen immer wieder auf das Politische hinzulenken. Überall hat er Anknüpfungspunkte: Bei dem Alltäglichen der Menschen, den Mieten, beim Thema Öffentliche Verkehrsmittel, Zustände mit den Schulen und Straßen, die Arbeitsplätze, die Angst der Beschäftigten, wie’s den Arbeitslosen geht, die Verrohung der Gesellschaft, die Nazis, die unheilvolle Bedrohung des Friedens. Auch die CDU-Frau, die in Auftrag der Bezirksvertretung ihn zum Geburtstag gratuliert, gerät so mit ihm in eine muntere Diskussion über das Bildungswesen in der DDR. Ja, phänomenal, wirklich.

Nun hat Rolf in Jahr 2016 ein besonderes Jubiläum: Er ist 70 Jahr in der Kommunistischen Bewegung. 70 Jahr Kommunist. Aus diesem Anlass wollen wir sein Leben etwas beleuchten und ihn dazu zu Wort kommen lassen: „Ja, ich wurde noch eingezogen. Zur Marine. 2 Jahre, dann war Feierabend. Die Amis haben mich eingefangen, dann zu den Engländern „überstellt“. Das war Kriegsgefangenschaft. Aber nicht lange, dann bin ich abgehauen. Das kam so: Wir wurden in Bergen-Belsen eingesetzt das KZ-Gelände vollends zu räumen. Nebenan in der Kaserne waren ehemalige polnische Zwangsarbeiter untergebracht. Die waren auf uns Deutsche nicht gut zu sprechen. Verständlich. Es kam zu Spannungen, auch Tätlichkeiten. Da gaben uns die Engländer Gewehre. So könnten wir uns verteidigen, sagten sie. Ich entgegnete: Nein, so lange ich lebe, richte ich niemals mehr ein Gewehr auf jemanden, den ich nicht kenne. Außerdem, so dachte ich damals schon, das sind doch die einfach Leute wie ich es auch bin. Schießen, nein! Dann wurde mir klar, hier musst du verschwinden.

In der Heimatstadt Solingen dann angekommen, fand ich Arbeit bei der Firma Schlemper. Aber das ging nicht lange gut. Eines Tages wurde ich abgeholt. Ich hätte mich unerlaubt von meiner Dienstgruppeneinheit entfernt, wurde mir vorgehalten. 4 Wochen Gefängnis war das Resultat. Übrigens kannte ich den Kriminaler, der mich holte: Er war schon in der Nazizeit Kriminaler. Bei Schlemper konnte ich weiterarbeiten. Dann hatten sie keine Aufträge mehr. Wieder Feierabend.

Dann kam das Jahr 1946. Mein Eintritt in die KPD. Da war mein Wunsch, den ich mit vielen teilte: Endlich leben, das Jungsein ausleben, das ja in der Nazizeit und im Krieg gar nicht möglich war. In meinem Kopf hatte ich schon Vorstellungen eines neuen Deutschlands, ein Land des Friedens, eben ein anderes, ein demokratisches Deutschland. Das vermittelten mir meine Genossen damals. Die KPD war stark. Allein am Grünewald hatten wir 45 Mitglieder.

Ich wurde Bezirksjugendleiter der IG Metall Bezirk Hagen. Da gehörten wir damals dazu. Meine erste derartige Aufgabe. Aber wir spürten schon, wie der Kalte Krieg mehr und mehr wie eine Krake das öffentliche Leben erfasste. Die Bewaffnung der Bundesrepublik wurde von den Adenauer-Leuten zuerst heimlich, dann immer offener betrieben. Dann ging der Streit los um die Waffenproduktion bei der Firma Hörster. Sie stellten wieder Kriegsmaterial her. Bajonette. Wir wollten, dass der Stadtrat sich mit einer Resolution dagegen ausspricht. Eine solche Petition wurde von der KPD lanciert. CDU und SPD wollten das aber nicht. Der Streit lief aus dem Ruder. Das war die Zeit, als Rudi Leupold und sieben andere, auch ich, mit einem Mal aus der Gewerkschaft ausgeschlossen wurden. Auch Willi Engels.

So ging das damals hin und her. Ich fand Arbeit bei der Firma Abner; wurde dort Vertrauensmann der IGM. Ohne übrigens Gewerkschaftsmitglied zu sein. Der Betrieb ging Pleite. Wieder aus. Dann wurde die Luft für mich dünn. Bei der Firma Klopp fand ich dann doch noch Arbeit. Bei Kronprinz kam ich trotz meiner Qualifikation nicht an. Das hatte der Betriebsratsvorsitzende verhindert. Neben dem bekannten Kommunisten Kurt Weber wollte er nicht noch einen solchen in „seinem“ Betrieb haben. Bei Klopp wurde mir kurz vor Ende der Probezeit mitgeteilt, ich würde nicht weiterbeschäftigt.

Dann war ich für die nächste Zeit nur noch in Kleinbetrieben. Später dann fand ich Arbeit bei der Müllverbrennung, wurde dort Personalratsvorsitzender, später in den Gesamtpersonalrat gewählt. Auch die IG Metall hatte mich in der Zwischenzeit wieder aufgenommen.

Da war aber nicht nur Arbeit und Politik. Ich habe gerne getanzt. Die Gemeinschaftshilfe, die Wohlfahrtsorganisation der KPD, organisierte Unterhaltungs- und Tanzabende. Das war was für mich. Eines Abends sah ich auf der Tanzfläche eine junge Frau, die mich interessierte. Kurz und gut, es klappte. Sie wurde schon bald meine Frau Hannelore.

Erwähnen will ich noch, dass ich über 50 Jahre Naturfreunde-Mitglied bin und sechs Jahre mit Hannelore zusammen Hauswart im NF-Haus Holzerbachttal. Um das auch noch zu sagen: „Ich habe damals mit anderen Genossinnen und Genossen den Verein aus einem Dornröschen-Schlaf geholt. War 10 oder 11 Jahre Vereinsvorsitzender“.

Hier endet seine persönliche Schilderung. Er erzählt dann noch von den Stückchen, die sie so nebenbei „gedreht“ hatten. Zum Beispiel, wie sie auf den Schornsteinen der Firma Olbo und Metallwerk KPD- und FDJ-Fahnen angebracht hatten.

Rolf, Jahrgang 1925, nimmt voll am Leben teil, wenn auch die körperliche Beweglichkeit nicht mehr die der Jugend ist. Aber geistig voll fit. Wir reden noch über das Großkapital, Merkel, Putin, die gefährliche Einkreisung Russlands durch die NATO, natürlich über die eigene Partei, ihre gegenwärtige Befindlichkeit, über Stalin, über den Entenpfuhl in Solingen, über lange oder nicht lange Artikel in der UZ. Über die Einheitsfront. Auch über die Zusammenarbeit der DKP Solingen mit der Linkspartei. Der Themen waren noch viele. Doch die Gesprächszeit ging zu Ende. Wir trennten uns herzlich und verabredeten uns auf bald wieder.

Ein Resumé: Mit Rolf haben wir einen Genossen bei uns, der bereits 70 Jahr für die unauslöschbaren Ideale einer anderen, demokratischen, humanistischen, friedlichen, solidaritätsvollen Gesellschaft, eben den Sozialismus, unermüdlich gestanden hat und steht. Seine 70 Jahre Kommunist sein sind kaum, sind nicht zu toppen. Und Rolf ist ein Stück der Geschichte der Solinger Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. Wir hoffen, dass er uns noch lange so frisch erhalten bleibt.

WH.

Am 13. November auf dem Parkfriedhof

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Jährlich im November finden nicht nur die offiziellen Trauerveranstaltungen statt, sondern auch unser Treffen an den Gedenkstätten für die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, die in Solingen umgekommen sind. Sie wurden aus Polen und der Sowjetunion hierher verschleppt. Sie mussten unter unmenschlichen Bedingungen für den Profit von Solinger Betrieben für den Krieg schuften.

„Unser Treffen“, das meint die DKP Solingen, die Partei Die Linke Solingen, die VVN-BdA Solingen und die SDAJ Solingen. Nach einer kurzen Ansprache legten diese Organisationen an den Gräbern Blumen nieder. Zuvor hatte auch der Oberbürgermeister Solingens an beiden Grabstätten je einen Kranz niedergelegt. Das wurden von allen sehr positiv aufgenommen, weil die beiden Grabstätten jahrlang stadtseitig vernachlässigt wurden.

Es folgt der Text der Ansprache.

Kai Degenhardt – Lieder gegen den rechten Aufmarsch – von damals und von dieser Zeit

Über 80 Besucherinnen und Besuchen kamen zu unserem Konzert am 17. Dezember nach Gleis 3 in den Südpark. Veranstalter waren die Partei Die Linke Solingen und die DKP Solingen. Kai stellte eigene Lieder vor und solche seines Vater Franz-Josef. Allesamt von heftiger und beklemmender Aktualität, sei es gegen Kriege damals und heute, gegen Ungerechtigkeit, gegen Reaktionäre, Rassisten und Faschisten aller Art. Und nicht zu überhören die Botschaft vom Optimismus, dass doch Fortschritte zu erkämpfen sind, wenn nur das Ziel einer friedlichen und gerechten Gesellschaft, in der sich der Mensch als Mensch emanzipieren kann, nicht aufgegeben wird. So hat das Konzert Mut gemacht, für diese Ziel unaufhörlich zu sein.

So hat wohl gepasst, dass Tags zuvor vor dem Amtsgericht Leverkusen der Sprecher der VVN-BdA Solingen wegen Beleidigung eines AfDler verurteilt wurde. Denn Günter Bischoff konnte aktuell den Sachverhalt darstellen und erklären, dass niemand sich einschüchtern lassen sollte und nicht nachlassen, gegen Rassismus und Menschenverachtung aktiv zu sein. Oder zu werden. Rassismus und Faschismus sei nur durch das gemeinsame Handeln vieler, unbeschadet der jeweiligen Herkunft und Ansichten, zurückzudrängen. Und dass müsse das vorrangige Ziel sein: Die Pest des Rassismus zu stoppen.

Ein gelungener Abend. Ein Beleg, dass linke Kultur möglich ist. Und notwendig!

Danke Kai.

Danke an alle, die mitgeholfen haben.

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Würdig den „Tag der Deutschen Einheit“ gestaltet

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Mehrere hundert Menschen setzten auch dieses Jahr am „Tag der Deutschen Einheit“  in Kalkar am Niederrhein erneut ein deutliches Zeichen gegen die NATO-Kommandozentrale in der Seydlitz-Kaserne, am Rand des  Städtchens Kalkar gelegen. Auf bunten und phantasievollen Schildern und Plakaten protestierten die Teilnehmer gegen die Kriege in der Welt, gegen die Beteiligung der Bundeswehr daran, gegen deutsche Waffenexporte, gegen die fortschreitende Militarisierung und Verrohung der Politik.

Felix Oekentorp, Landessprecher der DFG-VK in NRW, erinnerte an Oberst  Georg Klein, der am 4. September 2009 auf Zivilisten schließen ließ – und später zum Brigadegeneral befördert wurde. Nicht alle „gefallenen“ deutschen Soldaten seien durch Gegner (oder durch die eigene Truppe) zu Tode gekommen. Der Redner erinnerte an die 22 Bundeswehrsoldaten, die das Kriegs- und Militärgeschehen nicht mehr ertragen konnten und sich selbst umbrachten. Für alle Opfer dieses sinnlosen  Sterbens und im Mitgefühl für ihre trauernden Angehörigen wurde ein Kranz vor der Kaserne abgelegt.

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Andreas Zumach, Journalist und Buchautor,  zeigte auf, dass aktuelle Kriege und Konflikte noch nicht das Ende von Strategie und Taktik, von Waffenentwicklung und Massenvernichtung, von asymmetrischer Kriegführung und Drohneneinsatz bedeuten. Formen eines «moderneren Krieges» ertüftelt das Joint Air Power Competence Centre (JAPCC) – ebenfalls in Kalkar.

Werner Steinecke (69), 1. Vorsitzender des Kunstvereins Emmerich, warnte vor einer weiteren militärischen und politischen Eskalation, die häufig durch Desinformation vorbereitet werde. Die Bundeswehr verfüge über eine lange Erfahrung, denn schon im Kalten Krieg versuchte sie, die Soldaten der NVA in der DDR mit Flugblättern zu «berieseln». Der vorherrschende Westwind diente als Helfer.

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Passend dazu die Musik, vorgetragen von der Band «Fresh Game» aus Duisburg, die die Aktionen in Kalkar seit Anbeginn begleitet. Mit im Repertoire: Hannes Waders «Ja, auch dich haben sie schon genauso belogen, so wie sie es mit uns heute immer noch tun.»

Fotos: redpicture

Infos von uns:

Traditionell kommen wir mit Freunden zum Ausklang der Ferienzeit zum Grillen zusammen. Diesmal am

Samstag, den 27. Aug. 18 Uhr im Naturfreundehaus Holzerbachtal.

 

Dem 60. Jahrestag des Verbots der KPD 1956 ist unser nächster Treff gewidmet. Am Mittwoch, den 31. August 19.30 Uhr

wie immer im Initiativen-Café.

 

Infos: 0175 71 84 85 7

Betty Pallas – eine starke Frau

Betty Pallas – Arbeiterin, Betriebsrätin und Landtagsabgeordnete

 

„Wenn man gesehen hat, wie die Eltern sich geplagt haben, dann entwickelt man so etwas wie die Einsicht in die Notwendigkeit, dass sich etwas ändern muss“, ist die Meinung von Betty. Sie wird  1910 in Solingen geboren.

Einen Beruf kann sie nicht erlernen, denn im Elternhaus wird jeder Groschen gebraucht. Deshalb arbeitet sie mit 14 Jahren schon in einer Kartonagenfabrik und mit 16 als Lackiererin in einer Schirmfabrik unter Bedingungen, die ihre Gesundheit schädigen. Lohnkürzungen im Betrieb beantworten die Frauen mit Arbeitsniederlegung. Sie haben Erfolg. Aber Betty kommt auf die ‚schwarze Liste’ und wird 1931 entlassen.

Als Hitler die Macht übertragen wird, beginnt auch in Solingen die Hexenjagd auf Arbeiter, Gewerkschaften und Parteien. Betty beteiligt sich an der Verteilung von Flugblättern gegen das Naziregime, an Geldsammlungen für die Familien der bereits Verhafteten.

Am 14. April 1934 wird Betty verhaftet. Sie sitzt neun Monate in Untersuchungshaft. Wegen Vorbereitung zum Hochverrat steht sie dann mit weiteren 45 Solinger Frauen und Männern vor dem Sondergericht in Düsseldorf. Das Urteil lautet: eineinhalb Jahre Gefängnis. Die Haft und die schwere Arbeit ruinieren sie gesundheitlich. Immer wieder plagen sie starke Schmerzen am ganzen Körper, selbst noch während der Schwangerschaft 1942.  Die Gestapo zerrt sie 1937 wieder für zwei Monate ins Gefängnis.

Im Juli 1944 wird Betty erneut verhaftet. Man wirft ihr Verbindung zu den Attentätern des 20. Juli vor. Ihr Mann stirbt im selben Jahr an den Folgen eines schweren Leidens, das er sich im Rüstungsbetrieb Rautenbach zugezogen hat.

 

Nach der Befreiung vom Faschismus wird Betty, jetzt in der Antifa tätig, von der englischen Besatzungsmacht als Mitglied der KPD in das Stadtparlament Solingen und in den Landtag von NRW berufen. Sie arbeitet mit an der Landesverfassung. Eine wichtige Forderung ist die Enteignung der Schwerindustrie, die zwar in die Landesverfassung aufgenommen, aber nicht verwirklicht wird. Betty setzt sich vor allem dafür ein, dass monatlich ein bezahlter Hausfrauentag für berufstätige Frauen gesetzlich verankert wird. Den setzt sie als Betriebsrätin auch in der Schlüsselfabrik, in der sie arbeitet, durch.

Während der Zeit des Kalten Krieges, in Solingen werden wieder die ersten Seitengewehre produziert, richtet sich die KPD gegen die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. In diesem Zusammenhang hat Betty mit 9 Ermittlungsverfahren zu kämpfen. Verurteilt wird sie nicht.

Zusammen mit Sozialdemokratinnen und christlichen Frauen wird sie in der Friedensbewegung aktiv und beim Ostermarsch gegen die Atombewaffnung der Bundesrepublik. Als 1968 die DKP neu konstituiert wird, ist Betty dabei. Ihre menschliche Wärme, ihre Aufgeschlossenheit und Einsatzfreude ist allen, die sie kannten, in lebhafter Erinnerung. Betty Pallas –  eine starke Frau!