1989 ff

Vor 15 Jahren haben wir in der „Klingenstadt“ diesen Artikel abgedruckt. Und wir finden ihn immer noch gut. Weil recht aktuell – oder?

„Nein, wir verschweigen das Datum nicht. Jetzt bald vor 20 Jahren zerbrach die DDR, dann die Sowjetunion. Damit unsere Hoffnung, auch Illusionen und manche Freundschaften. Wir haben viel verloren: Das Beispiel einer Gesellschaft, in der nicht Banken, Konzerne und Spekulanten über das Schicksal der Menschen entschieden. Bildung gab es für alle, eine Demokratie, die nicht vor den Toren der Betriebe endete. Mit vielen sozialen Rechten, Beispielhaftes für die Frauen. Den armen, um ihre Rechte kämpfenden Ländern wurde geholfen ohne Gegenleistungen zu fordern. Aber alles war unfertig, widersprüchlich. Dem Sozialismus klebten noch die Eierschalen der alten Gesellschaft an. Verletzungen der sozialistischen Gesetzlichkeit gab es zu viele. Manche linken Freunde sehen das alles nicht so. Doch bei Lichte betrachtet haben auch sie viel verloren: Niemand konnte den nach 1989/90 entfesselten Kapitalismus mehr bremsen. Der erste Golfkrieg, der Überfall auf Jugoslawien, die Zerstückelung des Balkans. Afghanistan, Irak, all das wäre mit einer starken Sowjetunion nicht möglich gewesen. Als es noch einen Wettbewerb der Systeme gab, war das Kapital zu Zugeständnissen an die arbeitenden Menschen gezwungen. Ab 1989 brach der schamlose Raubzug los: Zerschlagung der Sozialsysteme, Arbeitsplatzvernichtung, Erpressung der Belegschaften etc. Aktuell werden wie im Rausch unvorstellbare Summen in der virtuellen Finanzwirtschaft verfeuert. Ganze Volkswirtchaften gerieten an den Rand des Bankrotts, mit Auswirkung auf Energie, Nahrungsmittel, Umwelt. etc. Hunger und Elend nehmen zu, selbst in den „reichen“ Ländern grassiert die Angst, wird Armut alltäglich. Das sind die „Erfolge“ des Kapitalismus, 20 Jahre nachdem uns das „Ende der Geschichte“ verkündet wurde. Daran sollte man denken, wenn uns im Fernsehen zum x-ten Mal der Fall der Mauer als ein glückhaftes Ereignis vorgeführt wird“.