Am Sonntag, den 11. November ehrten wie jedes Jahr Mitglieder und Freunde der Partei die Linke und der DKP sowie der SDAJ und der VVN-Bund der AntifaschistInnen die in Solingen umgekommenen polnischen und sowjetischen ZwangsarbeiterInnen.
In einer kurzen Ansprache brachte eine Sprecherin Denken und Fühlen der Anwesenden zum Ausdruck. Hier einiges daraus:
„Wer waren diese Menschen? Wie hat man sie hierher geholt? Nachdem die großen Anwerbemaßnahmen in Frankreich, Italien, Belgien und den Niederlanden weitgehend erfolglos verlaufen waren, wurde man brutal. Denn eines hatte man aus dem 1. Weltkrieg gelernt: Soldaten und Bevölkerung müssen versorgt werden um die Moral zu erhalten, und Waffen taugen nicht zum Töten, wenn sie ohne Munition sind. So wurden bald Kriegsgefangene unter strenger Bewachung zur Arbeit gezwungen. Aber das reichte nicht aus, man brauchte mehr, vor allem um die boomende Rüstungsindustrie zu „füttern“. Zum Beispiel wurden mit Beginn des Feldzuges gegen die Sowjetunion im Sommer 1940 da Arbeitskräfte zwangsweite rekrutiert, wo man sie nicht einzeln aus ihren Häusern entführen musste. In erster Linie junge Frauen und Männer – oft Jugendliche – wurden im Rahmen von Razzien zum Beispiel bei Sport- oder Kinoveranstaltungen gruppenweise festgenommen und gleich in Eisenbahnwagen verfrachtet, um sie in tagelanger Fahrt gen Westen zu transportieren. Man stelle sich das einmal vor! Aus allen Lebensbezügen brutal heraus gerissen zu werden, verstörte Familien und Freunde hinterlassend, einem Ziel entgegen, an dem die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeitskraft bis zur völligem Erschöpfung, Hunger und Tod einen empfangen…. Jede und jeder Einzelne von ihnen hatte ein Gesicht, Zukunftspläne, Träume….
Unser Alltag ist zum Glück nicht geprägt von Kriegsgeschehen vor der Haustür: Die Kriegsmaschinerie befeuert derzeit bewaffnete Konflikte außerhalb unseres Landes. Aber die Profiteure von Kriegen, die Rüstungsunternehmen, schmieden ihre Waffen in Deutschland. Oft sind das die gleichen Unternehmen, die schon durch die beiden Weltkriege sprunghafte Steigerung ihrer Gewinne verzeichnen konnten.
Und auch das sollten wir nie vergessen: Unser Wohlleben fußt auf der Ausbeutung, oft der physischen Zerstörung von lohnabhängig arbeitenden Menschen in aller Welt. Lasst uns da wachsamer werden, uns allen Arten von Konsum verweigern, der auf Blut, Schweiß und Tränen der ArbeiterInnen und Bauern und der Bäuerinnen basiert. Zwar finden die Massaker an ihnen nicht direkt in unserer Nachbarschaft statt, aber dennoch vor unseren Augen, denn anders als damals wird darüber berichtet in der Presse.
Vielleicht könnt Ihr die Parallele sehen zwischen heute und damals, in der Haltung der Regierungen wie auch der Industriellen gegenüber den Menschen, sowie in der Ignoranz der Massen. Die Macht, die solches bewirkt, ist das kapitalistische System, weil es Kriege braucht und weil es Ausbeutung braucht zu seinem Fortbestehen.
Aber kommen wir zurück an diesen Ort.
Wir verbeugen uns heute vor allen ZwangsarbeiterInnen, die durch das Leid der Kriegsjahre und der Jahre danach gegangen sind. Und ganz besonders vor denjenigen, die hier in Solingen umgebracht wurden und nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren konnten! Wir verbeugen uns vor ihren Familien. Wir geloben, dass wir alles tun werden was in unseren Kräften steht um alle Formen von Menschen verachtenden Praktiken zu bekämpfen.
Das verlangt, dass wir uns denen entgegenstellen, die Hass und Fremdenfeindlichkeit predigen. Dass wir über die Ursachen von Krieg und Faschismus forschen und aufklären. Und es verlangt, dass wir im Alltag hellhörig sind wenn Menschenrechte verletzt und Menschen ausgebeutet werden.
Lasst uns arbeiten für eine solidarische Welt, in der der Mensch zählt und nicht Profite um den Preis menschlichen Glücks und menschlichen Lebens!“